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Geschichte des Gipsverbandes

Aktualisiert: 26. Mai 2019

Dieser Beitrag beschreibt eine kurze geschichtliche Zusammenfassung über die Entwicklung des Gipsverbandes.

Mineralischer Gipsverband


3000 vor Christus

Das Edwin-Smith-Papyrus enthält die ersten Aufzeichnungen von Frakturen und die Behandlung durch Schienung mit gestärkten Leinenstreifen.


1600 vor Christus

Die Ägypter verwenden Gips zum Bau ihrer Pyramiden.


350 vor Christus

Hyppokrates beschreibt die Verwendung von Bandagen die mit Wachs und Harz bestrichen sind.


ca.900 nach Christus

Arabische Ärzte (Rhazes, Abul Kasim Chalaf Ben Abbas el-Zahrawi,....) verwendeten Lehmschienen aber auch Bandagen die mit Kalk und Eiweiss gestärkt wurden. Andere arabische Ärzte ersetzten bei den Verbänden den Kalk durch Gips.


1720

Der englische Chirurg William Cheselden tauchte Lumpen in fest werdenden Kleister und lehrte das Gelenke über und unter der Fraktur mobilisiert werden müssen.


1798

Eaton empfahl den Gebrauch von Gips bei der Behandlung von Knochenbrüchen, da dieser die Form der Extremität annahm und schnell fest würde.


1814-1815

Erster therapeutischer Einsatz von flüssigem Gips in Europa. Dabei wurde die betroffene Extremität in einem Behälter mit Gips getaucht.

Hubenthal verwendete 2 Umhüllungen (wie eine Muschel) aus 2 Teilen Gips und 1 Teil zermahlenem Papier. Um ein Ankleben zu Verhindern fettete er die betroffene Extremität ein.


1834

Der belgische Militärarzt Louis Seutin entwickelte eine mit Wäschestärke imprägnierte Leinenbinde (Kleisterverband).

Mit einer Pappschiene verfestigt konnten die Patienten nach 3 Tagen den Verband, in Verwendung von Krücken diesen belasten.


1851

Der uns bekannte Gipsverband wurde von dem niederländischen Arzt Anthonius Mathijsen (1805–1878) erfunden. Er arbeitete als Armeearzt. Mathijsen entschied sich Baumwolle die mit Gipspulver bestreut ist zu verwenden (Heute wird das Gipspulver nicht mehr aufgestreut sondern verschiedene Klebstoffe binden dieses auf der Bandage). Diese Kombination hatte sehr viele Vorteile. Es war billig, die Verbände ließen sich leicht anlegen und wieder abnehmen, blieben aber gut am Arm oder Bein haften, trockneten schnell und waren außerdem so stabil, dass die Wanddicke und damit das Gewicht relativ niedrig bleiben konnten. 1852 ging Mathijsen mit seiner Erfindung an die Öffentlichkeit und schon bald trat der Gips seinen Siegeszug in der zivilen Medizin an.


20. Jahrhundert

Lorenz Böhler (1885-1973) begann in den Kriegsjahren des 20. Jahrhunderts neue konservative Knochenbruchbehandlungen zu entwickeln. Böhler ging es vor allem um die Erhaltung von Leben, Körperteil und Funktion. Das sollte durch eine rasche Diagnose, schmerzlose Einrichtung des Knochenbruches, Ruhigstellung der betroffenen Gliedmaßen und aktive Bewegung aller nicht betroffenen Körperteile unter Vermeidung von Schmerzen erreicht werden. Seine damals entwickelten Standards der Gipsbehandlung, haben bis heute die konservative Frakturbehandlung revolutioniert.

Auch die Vermarktung und Produktion von vorbereiteten Gipsbandagen (Mixtur aus Gips und sich verflüchtigenden Flüssigkeiten) hielt Einzug.


Quellen:

-Gips und synthetischer Gipsverband/Herkömmliche Fixation und funktionelle Stabilisation,

A.Schleikis, Steinkopf Darmstadt

-Gipsverband, Wikipedia, 30.03.2017



Kunststoffverband


1955

Glassona, Smith & Nephew

Fiberglasmaterial imprägniert mit Celluloseacetat, hohes Sicherheitsrisiko da es in eine Acetonlösung eingetaucht werden musste.


1970

Hexcelite, Hexcel

Langlebige, thermoplastische , lineare Polyester - Polymer Bandage die bei 80 Grad Celsius formbar war. Konnte sich aufgrund ihrer unhandlichen Verbände nicht durchsetzen.


Crystone, Smith & Nephew

Aluminium-Silicat-Glas und Polyacrylsäurepolymer auf Baumwolleverband. Dieser wurde mit Wasser aktiviert, konnte aber den herkömmlichen Plaster of Paris (PoP) nicht ersetzen.


Lightcast, 3M

Fiberglasprodukt mit photosensitiven Harzüberzug. Dieser trocknete unter UV-Licht. War aber aus Sicherheitsgründen nicht brauchbar.


1978

Baycast (später Deltacast) Bayer/ Johnsen&Johnsen

Baumwolle imprägniert durch Polyurethan (PU)-Harz. Das PU-Harz fürhte zu Hautreaktionen und war schwer anzuformen.


1983

Scotchcast, 3m / Dynacast XR, Smith & Nephew / Deltalite, Johnsen&Johnsen

Baumwolle imprägniert durch Polyurethan (PU)-Harz. Das PU-Harz führte zu Hautreaktionen und war schwer anzuformen.


1986

Scotchcast plus, 3M / Dynacast extra, Smith & Nephew

Deltalite S, Johnsen&Johnsen

Die Handhabung wurde aufgrund von Verwendung von weniger klebrigen Harz und anderen Fiberglasprodukten verbessert.


1988

Deltalite Conformable, Johnsen&Johnsen

Dehnbarer Verband durch eingewebte Lycrafäden. Für Kinder wurden farbige Harze eingeführt.


Soft Cast, 3M

Im Jahr 1989 bat die Firma 3M einige holländische Gipsmeister, die Behandlung von Sprunggelenksdistorsionen mit Soft Cast (Glasfasergewebe das mit PU-Harz getränkt und im nicht ausgehärtetem Zustand Isocyanate enthält) im Vergleich zu herkömmlichen Tape- und Verbandstechniken zu untersuchen. Die positiven Ergebnisse dieser Studie und der Enthusiasmus von Anwendern wie Patienten sorgten für die Akzeptanz des Produktes.

Soft Cast ermöglichte es aufgrund seiner positiven Eigenschaften und von der Weiterentwicklung in der Art der Anwendung, eine funktionelle Immobilisierung durchzuführen.

Soft Cast ermöglichte es aufgrund seiner positiven Eigenschaften und von der Weiterentwicklung in der Art der Anwendung, eine funktionelle Immobilisierung durchzuführen.

Im Jahr 1988 entwickelte die Firma 3M den Semi-Rigiden Stützverband.

„Viele Versuche sind bis dahin fehlgeschlagen, weil die Anwendung im täglichen Gebrauch zu aufwendig oder mit vielen anderen Nachteilen verbunden war (Hitzeentwicklung, toxische Nebenprodukte, Brennbarkeit etc.). Erst als es gelang, einen Kunststoff zu finden, welcher ähnlich problemlos wie der klassische Gips verarbeitet werden kann, wurde ein Durchbruch erreicht. Die Vorteile dieser neuen Kunststoffverbände (geringeres Gewicht, Festigkeit, Porosität, kürzere Aushärtungszeit und somit raschere Belastung, Wasserfestigkeit, sauberer Arbeitsplatz) sind evident, doch sind die Kosten im Vergleich zum entsprechenden Gipsverband höher.“ ( Quelle: Gipsfibel, Freuler et al. (1986) ).


1990

Dynacast Pro, Smith&Nephew

Polypropylen-Lycra-Mix mit gering haftendem Harz, dickerer und flexiblerer Stoff als Fiberglas mit feinerem Gewebe.

Deltacast plus, Johnsen&Johnsen

Polyester mit PU-Harz, war aber ein etwas raueres und dickeres Material als Fiberglas.


Quellen:

- Gips und synthetischer Gipsverband/Herkömmliche Fixation und funktionelle Stabilisation,

A. Schleikis, Steinkopf Darmstadt

- Gipsfibel, Freuler

- Arbeiten mit Soft Cast, J. Schurren

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